Woran sonst, wenn nicht an Lösungen, könnte Psychotherapie orientiert sein?

Trotzdem kommt es vielen so vor, als drehe es sich dabei immer um Probleme. "Ich mache eine Gesprächstherapie, um über meine Probleme zu sprechen, eine Verhaltenstherapie, um unerwünschtes Verhalten zu ändern", und so weiter. So ist oft die Einstellung, das Denken.

Die Psychoanalyse kann dazu führen, Problemmuster in der Tiefe zu erkennen.
Nach dem Verständnis der modernen Hypnosetherapie, die von der Hirnforschung mehr und mehr bestätigt wird, macht es für die Wirkung aber keinen Unterschied, ob wir denken "ich habe ein Problem" oder denken "ich möchte das Problem nicht mehr haben". Weil die Aufmerksamkeit immer auf dem "Problem" liegt. Das Unbewusste kennt nämlich - im Unterschied zum verstandesmäßigen Denken - keine Verneinung. "Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten" - der Titel eines gerade populären Buches von Thorsten Havener - veranschaulicht das sehr schön.  
Gunther Schmidt, der Leiter des Milton-Erickson-Institutes in Heidelberg, hat in einer Therapieausbildung vor einigen Jahren mal den Begriff "Problemlösungsgymnastik" für eine seiner therapeutischen Interventionstechniken vorgeschlagen. Dahinter steht die Erfahrung, dass Lösungen sich einen Weg bahnen können, wenn es möglich wird, die Perspektive zu ändern, Unterschiede zu bilden. Unterschiede zwischen dem, was gerade ist, und dem, was an Stelle dessen sein könnte.

Die Suche nach dem neuen Erleben, das im Unwillkürlichen schon angelegt ist, lohnt sich.

 

Aber, so wird mancher zu Recht anmerken wollen, es gibt doch Probleme. Probleme, die sich nicht weg denken lassen.

 

Die Ansätze der lösungsorientierten Kurztherapie, einer speziellen Art der Gesprächstherapie, die unter anderen von dem Psychotherapeuten Steve de Shazer entwickelt  wurde, sind heute weit verbreitet und finden sich im Coaching, in der Pädagogik, inzwischen sogar bis hin zur Seelsorge.

 

Wenn dabei aber nur auf Lösungen fokussiert wird, besteht wiederum die Gefahr, das leidvolle Erleben nicht ernst zu nehmen, nicht sehen zu wollen und nicht zu würdigen.

 

Freiheit wächst nämlich auch nicht wirklich gut auf einem Acker, auf dem alle Probleme gleichsam untergepflügt werden und dann eine große Fuhre Dünger namens "Positives Denken" drauf gekippt wird.

 

 

Die Suche nach mehr Freiheit, die im Unbewußten schon lebt, lohnt sich.